INTERVIEW MIT BOBBY HEBB

VON LARS BULNHEIM


Wie fing ihre musikalkische Karriere an? Ich habe gehört, dass sie als Steptänzer angefangen haben.

BH: Ja, das ist richtig, ich habe als Steptänzer angefangen. Wichtiger war allerdings, dass meine Eltern Musiker waren; sie habe Gospel-Musik gespielt.

In was führ Shows haben sie als Kind das Steptanzen angefangen?

BH: Das waren Boogie-Woogie-Shows. Ich habe getanzt und gesungen, der erste Song den ich performt habe, war ein Gershwin-Song, „Lady Be Good“. Die Orte an denen ich aufgetreten bin hießen Night Clubs zu dieser Zeit. Man mußte mindestens 21 sein, um da rein zu dürfen, weil Alkohol ausgeschenkt wurde. Ich war ein Kind, aber ich hatte eine Begleitperson dabei. Als ich dann „Lady Be Good“ angestimmt habe, habe ich das für all die verheirateten Frauen getan.

Damals war Streetcorner-Harmonyzing das große Ding unter Jugendlichen. Haben Sie jemals in einer Doo-Wop-Gruppe gesungen?

BH: Ja, ich habe damals eine Gruppe zusammengetrommelt. Ich habe ein paar Leute gefragt, ob sie zusammen mit mir arbeiten würden. Und sie stimmten zu um mit mir – nicht für mich! – zu arbeiten. Wir waren sehr erfolgreich, sie haben mich begleitet.

Wer waren die Mitglieder dieser Gruppe?

BH: Nicolas Ashford, Valerie Simpson und Melba Moore

Sie sind aufgewachsen in Nashville im Bundesstaat Tennessee, eine Stadt, die berühmt für Country und Western-Musik ist. In den 50iger Jahren haben sie sich den lokalen Country-Musikern angeschlossen. Owen Bardley hat sie engagiert um Spoons (Percussion) in seiner Band zu spielen und später holte sie Roy Acuff in seine Big Band. Und er hat auch ihr Engagement für die Smokey Mountain Boys in die Wege geleitete. Ist das richtig?

BH: Ja, das ist alles korrekt. Genau so war es. Bis heute liebe ich die Smokey Mountains

Das gängige Bild von Country & Western ist, das es eine von weißen Musikern dominierte Musik ist, ethnisch getrennt von Afroamerikanischen Musikern. Hier bezeichnet man Country als den „Blues des weißen Mannes“.

BH: Ja, dieser Satz gefällt mir. Rhythm & Blues und Country & Western liegen sehr dicht beieinander. Es ist ein Tatsache, das diese beiden Stile mehr sind als Brüder. Ich würde sie nicht miteinander ausspielen wollen.

Was war die Rolle von Roy Acuff, ich meine er war einer der größten in der Country-Szene damals?

BH: Er war der größte in den Vierzigern. Er hatte diese Show in der Grand Ole Oprey. Roy war ein perfekter Gentleman, er war der Typ, der das saubere Image, das brüderliche Image und das Image des besten Freundes in sich vereinte. Er war großartig.

Gab es Probleme, ich meine als ein schwarzer Junge, der mit all diesen weißen Country-Musikern zusammenspielte?

BH: Nein, eigentlich gab es keine Probleme. Wenn sich etwas anbahnte ging Roy dazwischen. Er hat alle Konflikte persönlich im Keim erstickt. Er hat mich sehr gefördert und mich perfekt in seine Big Band integriert.

Es fallen einem nur sehr wenig Afroamerikaner ein, die mit Country-Musik in Verbindung gebracht werden klönnen. Vielleicht Charly Pride ...

BH: Ich habe Charly einmal getroffen

Don Downing, ...

BH: Ich habe Shows zusammen mit Don Downing gespielt.
Ray Charles ...
Ohh, ich liebe Ray Charles

Ich hatte immer den Eindruck das Elemente von Country & Western in die Soul Musik des amerikanischen Südens eingeflossen sind. Wie sehen sie die Verbindung dieser beiden Stile?

BH: Ja, es ist sehr eng beieinander Ich liebe Country. Country-Musik hat mir beigebracht. Dass jeder Song eine Story zu erzählen hat. Es war eine gute Lehre, als Country-Musiker angefangen zu haben. Es hat mir nicht nur gezeigt wie man Songs schreibt, es war auch eine Lehre für’s Leben. In meiner Jugend traf ich einmal, den größten des Genres. Er war ein hervorragender Performer, ein großer Philosoph und ein genialer Songwriter. Sein Name war Hank Williams Sr.
Ich fragte ihn, wie schreibt man eine guten Song? Er sah mich an und sagte: Du musst einen Song schreiben als ob Du einen Brief verfasst. Ich habe immer seinen Song „Cold Cold Heart“ sehr geschätzt, der Song hat mir sehr geholfen selber Songs zu schreiben und er hat mich stets daran erinnert, dass man sein Herz mit Liebe und nicht mit Kälte füllen muss. Man muss Liebe für jeden fühlen, nicht nur für Deine Freundin oder deinen Freund, nein, für jede(n). Deinen Nachbarn, das kleine Kind da hinten und den Bettler auf der Straße. Hank Williams hat mir geholfen diese Liebe weiterzugeben.

Auf Ihrem Debut-Album auf Phillips-Records haben sie eine Art Crossover zwischen Country und Soul hinbekommen. Sie haben das Songwriting bereits erwähnt. Ich habe das Gefühl, dass die Songs von ihren Country-Roots kommen, das Gefühl der Platte allerdings stark vom Soul beeinflusst ist.

BH: Einige Songs sind stark vom Country beeinflusst. Wenn man sehr genau zuhört bei den wichtigen Songs des Albums, dann merkt man, dass ich eine Botschaft von meinem Herzen weitergebe. Ich sehe eher eine Enge Beziehung zu der Musik von Brahms; meine Songs waren stark von Brahms beeinflusst.

Von Brahms? Er ist ein Europäischer klassischer Komponist!

BH: Ich mag klassische Musik.

Hatten sie einen Plan, wie ihre erste Platte klingen sollte?

BH: Ich bin froh, dass sie das erwähnen. Joe Renzetti spielte ebenfalls Gitarre, es war nicht leicht für mich mit jemandem zusammezuarbeiten, der auch Gitarre spielte. Ich bin damals einmal die Woche nach Philadelphia gefahren und habe Gitarrenunterricht erhalten in Jerry-Ross’s-Büro, das Büro, dass später Kenny Gamble’s und Leon Huff’s Büro werden sollte. Es lag an der 250ten Broadstreet. Joe und ich haben viel über den Sound des Albums diskutiert. Er fragte mich ständig was ich jetzt gerade höre. Ich hörte aber nicht diese Melodie (singt dab, dab, dab dada). Ich hörte nur wie ich mich einer unbestimmten wärme in meinem Spiel annäherte. Ich versuche immer diese Stimmung einzufangen, um den Songs dieses smoothe Gefühl zu geben. Ich habe damals meinen Kumpel Chuck Jackson (berühmter R&B-Sänger der 60‘s) um Rat gefragt, der Typ, der „Any Day Now“ und „I Don’t Wanna Cry“ zu Hits gemacht hat. Er bestätigte mich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. (Singt den Anfangs-Rhythmus von „Sunny“). Der Drumroll am Anfang von „Sunny“ war meine Idee. Als ich in der Armee war, habe ich mich sehr viel mit Musik beschäftigt und tief in meinem Herzen weiß ich, wenn Du einmal ein Seemann warst, bleibt man immer ein Seemann. Dieser Drumroll am Anfang bedeutet bei der Navy, „Achtung!“ und als ich „Sunny“ aufnahm wollte ich natürlich die Aufmerksamkeit der Leute, also haben wir ihn an den Anfang des Stücks gelegt. Also wenn dieser Drumroll losgeht (macht rrrrr), wird dein Unterbewusstsein sagen „Achtung!“. Und dann erst kommen die Lyrics. Ich wollte das die Leute hören was ich zu sagen habe und zum Glück haben die Leute zugehört.

Ihre nächste Station, Mittte der 50er, war in Chicago. Ich habe gehört, dass sie Bo Diddley dort getroffen haben und mit ihm zusammen gespielt haben.

BH: Ja, das ist eine wahre Geschichte. Ich habe sehr viel Trompete geübt zu dieser Zeit und im Stockwerk über mir übte jemand Gitarre, es klang sehr merkwürdig, anders, als alles was ich bisher gehört habe. Ich ging nach oben und Bo lud mich ein mit ihm zu jammen, ich habe Percussion gespielt. Er spielte Gitarre (Macht den typischen Bo-Diddley-Beat nach). Er mochte was ich dazu spielte und lud mich zu einer Aufnahme-Session ein, ich habe die Percussion zu „Diddley Daddy“ eingespielt. Auf dieser Session habe ich auch die Moonglows getroffen, Little Walter hat Mundharmonika gespielt. Er hat seine Harmonika in G gespielt, nein, ich glaube es war C. Warte mal, Bo spielte seine Songs immer in ..., ach was, Bo konnte in jeder Tonart spielen. Wir nannte seinen Stil Wasapoo (???), er benutzte offene Akkorde, er spielte irgendwie anders als alle anderen Gitarristen. Wie auch immer, er konnte in jeder Tonart spielen, ich erinnere mich nicht mehr in welcher Tonart Little Walter seine Mundharmonika spielte und leider kann ich ihn auch nicht mehr fragen, weil er gestorben ist. Bo Diddley’s bürgerlicher name ist Alister McDaniels, ich werde ihn fragen in welcher Tonart Little Walter damals gespielt hat.

Kann es sein, das Ihre R&B-Roots aus der Zeit in Chicago kommen? Damals gab es eine pulsierende Szene in Chicago; Vee Jay Records und Chess waren dort angesiedelt.

BH: Nun ja, ich habe damals den Doo Wop Sound der in Chicago angesagt war nicht mitgemacht, ich habe nach einem anderen Sound gesucht. Mein erster veröffentlichter Song war ein Country-Song, der „Nighttrain To Memphis“ hieß.

Er kam auf John Richmond‘s Rich Records raus, einem Label aus Nashville

BH: Ja, später habe ich eine Don Redmann Komposition aufgenommen, sie hieß „Cheri“. Das war ein alter Standard (Singt „Cheri“). Ich versuchte einen ruhigeren Sound hinzubekommen, vielleicht so wie es Ray Charles gelungen ist. Ich liebe es wie er „Night Time Is The Right Time“ gemacht hat, überhaupt sein Balladen-Stil war umwerfend. Vielleicht spielen wir „Night Time Is The Right Time“ auf der jetzt kommenden Tournee.

Es soll noch eine zweite Platte geben, die auf einem New Orleans Label erschienen ist ...

BH: Oh ich erinnere mich nicht mehr genau, war es auf Montell? Nein, das Label hieß FM! Der Besitzer des Labels war ein Freund von John Richmond, den wir Musiker nur John R. nannten. John R. war ein Radio DJ aus Nashville, ein prima Typ. Hey, auf Deinem Zettel da ist der Name falsch geschrieben: sein Nachnahme wird R-I-C-H-B-O-U-G-H buchstabiert.

Lassen sie uns noch ein wenig weiter in ihrer Biografie stöbern. Als sie zurück nach Nashville kamen haben sie ihre Gitarren-Technik verbessert, sie hatten Unterricht bei Chet Atkins.

BH: Ja, das stimmt. Ich besitze eine alte Gitarre von Chet Atkins. Ich wußte damals nicht wie krank er wirklich war, auf jeden Fall hatte er sehr viel Liebe in seinem Herzen. Ich habe eine seiner alten Gitarren. Er hat jahrelang nur Gretsch-Gitarren gespielt, irgendwann fing er an Gibson-Gitarren zu spielen. Und ich besitze eine dieser Gibson-Gitarren die Chet gespielt hat, bevor er starb. Ich werde die Gitarre mitnehmen auf Tour!

Werden sie zurück nach Amerika gehen, bevor sie auf Tournee kommen?

BH: Ja, ich fahre erst zurück in die Staaten und gehe dann nach Japan

Danach sind sie nach New York gezogen, erzählen sie aus dieser Zeit

BH: Ja, ich spielte in einem Nachtklub zusammen mit dem Saxophonisten Jimmy Castor. Jimmy und ich hatten eine großartige Zeit damals. Und nächstes mal, wenn ich ihn treffen werde, werden wir wieder jede Menge Spaß haben. Einige sehr gute Musiker sind aus der New-Yorker-Nachtklub-Szene hervorgegangen. Stanley Turrentine spielte direkt gegenüber im „Freddy’s“. Wir hatten damals eine excellenten Drummer, ich habe seine Visitenkarte (zieht eine Visitenkarte aus seinem Jackett). Es war Bernard „Pretty“ Purdie, er war einer der großen Innovatoren an den Drums. Er spielte mit als erster diesen Funky-Beat. Eines Tages kam King Curtis vorbei und spielte mit uns. Wir haben wirklich einen harten Sound drauf gehabt, ich meine wir haben wirklich heißen R&B gespielt. Meine Kumpels nannten mich damals Bobby „Mojo“ Hebb

Sie haben einen Song für das R&B-Duo Mickey & Sylvia geschrieben und waren später sogar ein Bandmitglied

BH: Ja, als Mickey & Syvia sich aufgelöst hatten, stieg ich ein und wir nannten uns Bobby & Sylvia

Sylvia war niemand anderes als Sylvia Robinson, die in den sechziger und siebziger Jahren viele Labels, wie z.B. „All Platinim“ , „Stang“ und „Sugar Hill“ besaß.

BH: Oh, Syvia hat eine Menge Sachen am laufen gehabt. Sie war ein großer Reggae Fan. Ich weiß nicht was sie später gemacht hat, aber sie war definitiv interessiert an dem Sound, der von den Inseln (gemeint ist die Karibik) kam. Einen Song den sie geschrieben hat ist „I found Love On A Two-Way-Street“ von den Moments. Singt: „I found love On A two-way-street and lost it on a lonely highway“. Sie ist eine großartige Songwriterin, eine erstklassige Performerin und eine sehr nette Person.

Wie wurden sie damals bezahlt? Wurden sie pro Session bezahlt, oder hatten sie die Rechte an ihren Songs?

BH: Ich habe zum Glück die Rechte an meinen Songs behalten. Ein Deal ist ein Deal. Man macht solche Deals nur, wenn beide Seiten davon profitieren

Sie sind später wieder nach New York gegangen und haben als Solist, alleine mit ihrer Gitarre in einem Club Erfolg großen gehabt

BH: Ja, der Club hieß Brandy’s, mitten im Village. Ich wurde ein wenig von dem Folk-Boom getragen, der damals im Village populär war

Sie müssen sehr viele Songs in dieser Zeit geschrieben haben?

BH: Ich habe Songs nur für diesen Job geschrieben um sie live zu testen. Ich musste 5 Tage die Woche spielen, frei hatte ich nur Montags und Dienstags. Montags habe ich mich erholt, aber Dienstags bin ich ausgegangen um zu sehen was los war. Ich habe mir oft Bill Cosby angeschaut, er hatte seine Show damals im Gaslight. Ich lies mich stark von Bill Cosby beeinflussen. Er hatte diese coole Art aufzutreten, er ganz alleine. Als Musiker braucht mam eine Band. Bill Cosby zeigte mir, dass es auch ohne geht. Ein Stuhl, eine Gitarre, ein paar gute Geschichten und meine Songs – das ist alles. Ich war gewöhnt in Bands zu spielen, aber alleine Musik zu machen das war neu für mich.

Es soll noch zwei Single-Schallplatten aus dieser Zeit geben?

BH: Ja, das ist richtig. Beide kamen nur als Promo-Kopien raus, eine auf Scepter Records und eine auf Boom Records. Ich habe sie eingespielt um die Songs an andere Künstler zu verkaufen, aber das klappte leider nicht. Wenn ich sie für mich und meine Karriere eingespielt hätte, hätte ich mir mehr Mühe gegeben.

War das Praxis damals, dass man Schallplatten nur aus dem Grund einspielte, um die Songs zu verkaufen?

BH: Heute könnte ich so etwas vielleicht machen, damals hat es nicht funktioniert. Es gab keine Gesetze die dich geschützt haben, diese Songs konnten einfach gestohlen werden. Heute würde das zum Glück nicht mehr gehen. Deshalb bin ich sehr froh darüber, dass ich noch die Rechte an meinen Songs besitze. Damals musste ich etwas tun, um meine Karriere voranzutreiben.

Kommen wir zu Sunny. Die Lyrics sind so optimistisch, aber der Song ist ein wenig melancholisch, was hat sie inspiriert Sunny zu schreiben?

BH: Merkwürdig, die Melancholie und der Optimismus kamen zusammen, das lag an der Szenerie, die ich vor meinem Auge sah: Ich sah einen lila gefärbten Himmel, zum ersten mal in meinem Leben – das war Sunny. In dem Moment wusste ich wie dieser Song zu klingen hatte, ich brauchte keinen Stift, um ihn aufzuschreiben. Alles war plötzlich da.

Wie sind sie mit Phillips, ihrer damaligen Plattenfirma, zusammengekommen?

BH: Bobby Scott, der Typ der „A Taste Of Honey“ gesungen hat, mochte Sunny. Niemand wollte den Song aufnehmen, nur Bobby Scott mochte ihn. Schließlich hörte Shelby Singleton den Song, es war verdammt schwer an Shelby ranzukommen. Als ich ihn schließlich kennenlernte war er ein A&R Mann, der für Sam Phillips aus Memphis arbeitete. Er mochte den Song. Ursprünglich sollte Bobby Scott den Song bekommen, doch dann hatte Shelby Singleton Jerry Ross als Produzent gewonne und Joe Renzetti als Arrangeur. Die beiden kamen aus Philadelphia und waren die besten ihres Fachs, sie waren einfach eine gute Kombination, die Chemie stimmte einfach. Sie waren für die 60‘s so etwas wie Gamble & Huff für die 70‘s.

Sunny wurde zuallererst in einer Radiostation in Detroit gespielt, war Detroit nicht die am schwierigsten zu knackende Stadt für eine Nicht-Motown-Platte?

BH: Das war ein glücklicher Zufall. Ich habe die Platte zu einem bestimmten DJ geschickt, an den UNI-Sender in Tennessee State, ich kannte ihn, weil er damals Schlagzeuger war. Er zog kurz danach nach Detroit und gab sie dem Radio-DJ Bill Curtis, der die Platte spielte. Sie wurde zum „Pick Of The Week“ bei WCHB gewählt.

Sie haben nur drei eigene Songs zu ihrem Phillips Album beigesteuert, warum hat Phillips nicht mehr von ihren Songs veröffentlicht?

BH: Sie wollten nicht. Klar hätte ich gerne mehr eigene Songs beigesteuert

Sie haben im Vorprogramm der Beatles gespielt auf ihrer Tour durch die USA 1966

BH: Das war mein großes Glück

Welche Erinnerungen haben sie an die Fab Four?

BH: Oh, das waren nette Kerle. Mit Paul habe ich mich immer über Fotografie unterhalten, Ringo wollte immer nur über’s Businness reden.

Ihr nächster Chart-Erfolg war „A Satisfied Mind“

BH: „A Satisfied Mind“ ist ein alter Country Song. Ich mochte den Text. Wann hört man schon mal jemanden mit viel Geld sagen, „ich bin zufrieden“? Nur einer von Zehn Reichen kann von sich sagen, dass er „A Satisfied Mind“ hat. Mich hat der Song zum Nachdenken angeregt. Was ist das, „A Satisfied Mind“? Ich habe durch den Song mich selbst zu finden versucht. Klar, meine Eltern haben mir eine Menge mitgegeben. Aber durch diesen Song habe ich gelernt, dass die Wahrheit und die Liebe das einzige ist, was wirklich zählt.

Was passierte dann, die späten sechziger schienen nicht so sehr Bobby-Hebb’s-Zeit gewesen zu sein?

BH: Mmmh, ich bin durch eine Scheidung durchgegangen und habe dann schließlich das „Love Games- Album aufgenommen.

Haben sie weiter als Songwriter gearbeitet?

BH: Ja, ich habe einen Song für Lou Rawls geschrieben, „A Natural Man“

Haben sie auch den Text für „A Natural Man“ geschrieben?

BH: Nein Sandra Barbara (???) schrieb den Text

Hatten sie zu der Zeit eine eigenen Verlag

BH: Ja, er hieß Barbara (???) and Hebb

Es war eher ungewöhnlich, dass R&B-Musiker ihren eigenen Verlag gründeten

BH: Bei mir war es so, dass ich so viele Leute aus meiner langen Karriere kannte und so viele wurden über den Tisch gezogen. Ich habe mich entschlossen es anders zu machen.

Haben sie noch mehr Songs für andere Künstler geschrieben?

BH: Liza Minelli hat „A Natural Man“ auch eingespielt

1972, sechs Jahre nach der offiziellen Verögffentlichung, pasierte etwas ungewöhnliches, „Love, Love, Love“, die Rückseite von „A Satisfied Mind“ chartete in England.

BH: Ja, Jerry Ross und Joe Renzetti haben den Song geschrieben
„Love, Love, Love“ war ein Hit in der Northern-Soul-Szene, die Anfang der Siebziger in England boomte. Waren sie jemals zu dieser Zeit in England?

BH: Ja in den Siebzigern, wegen „Love, Love, Love“, aber ich habe auch schon in den Sechzigern in England gespielt. Die Band von Johnny Kidd, sie nannten sich „The Pirates“ hat mich damals begleitet.

Mitte der 70er haben sie ihr eigenes Label gegründet

BH: Ja, es hieß Crystal Ball Records. Es erschien aber nur eine Single: „Judy“ und auf der Rückseite „Evil Woman“. In Judy war ich damals sehr verliebt – mmmmh.

Was macht Bobby Hebb heute, schreibt er immer noch Songs?

BH: Ja, selbstverständlich. Ich werde sie dem Publikum vorstellen, wenn ich hier in Deutschland auf Tour gehe.

Später, als das Aufnahmegerät ausgeschaltet ist, erzähle ich ihm von Terry Callier, der zwei wenig erfolgreiche LPs für Chess Anfang 70 veröffentlicht hat und später, als die Britische Soul- und Acid-Jazz-Szene seine Songs wiederentdeckt hatte, erst über Live-Auftritte und später über neu eingespieltes Material, erfolgreich in Europa wurde. Bobby Hebb wird hellhörig und interessiert sich sehr für diese eigenwillige Biografie. Wer weiß, vielleicht, widerfährt ihm ähnliches.